Stoffkunde: Samt – Wie wird er hergestellt und welche Eigenschaften hat er?
Samt ist eine Gewerbeart mit einem darüber liegenden und eingearbeiteten Fadenflor (auch Vlies genannt). Ursprünglich kommt der Begriff Samt aus dem Altertum.
Dort wurde er als Sammet (von griechisch hexamitos = sechsfädig) bezeichnet. Geschichtlich gesehen war Samt schon immer sehr eng mit der Seidenweberei (Naturseidensamt) verbunden. Heutzutage besteht die breite Masse eher aus Baumwollsamt oder Chemieseidensamt.
Herstellung und Eigenschaften:
Man benötigt für die Herstellung von Samt zunächst ein Leinen- oder köperbindendes Grundgewebe, in das ein weiteres Schuss- oder Kettfaden- System eingearbeitet wird. Durch die speziellen Vorgänge der Einarbeitung von
- Polketten (beim Kettsamt) und
- Florschuss/Polschuss (beim Schuss-Samt),
bilden sich Polnoppen (Schlaufen/Schlingen) über dem Grundgewebe, das nach Vollendung des Herstellungsprozesses aufgeschnitten wird. Man kann dann auf der rechten Warenseite ganz deutlich den dadurch entstanden charakteristischen Faserflor erkennen. Unterschiede gibt es bei Rutensamt (Kettsamt), der mit Zug- oder Schneidruten hergestellt wird sowie Doppelsamt. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass sich Samt in der Länge des Flors von Velours (Produkt mit flauschiger Oberfläche) und Plüsch (Gewebe mit einem sehr weichen Griff) unterscheidet.
Da der Flor bei Samt sehr viel kürzer als bei anderen Gewebearten ist, fühlt sich Samt zwar sanft an, doch er behält immer eine gewisse Härte. Dies liegt an der Strichrichtung, welche bewirkt, dass der Stoff sich so unterschiedlich – egal ob mit dem Strich oder gegen den Strich – anfühlen oder aussehen kann. Hier wird Vorsicht geboten.
Geschichte:
Um 1587 wurden im Persien (Iran) Samtbrokate (schwere feste Webart, gemusterter Stoff aus Seide oder Rayon mit eingewebten Gold- oder Silberfäden) für die Raumgestaltung eingesetzt. Danach expandierte das Osmanische Reich um 1413-1566 verschiedene Samte nach Europa. Durch seine sanfte und doch harte Struktur wurde Samt bald das Hauptgewebe der Renaissance und war bei den Europäern sehr beliebt. In der ersten Hälfte des 18 Jahrhunderts entfaltete sich die Samtindustrie auch in Deutschland, zum Beispiel Leipzig (seit 1700), Meißen, Zwickau, Berlin und Krefeld (um 1721). Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Linden bei Hannover (Niedersachsen) der bekannte „Lindener Samt“ produziert.
Text: Fashionpress.de